August 2018 | Theatercamp
Frischer Wind auf der „oase“-Bühne
Jugendcamp vom 01- bis zum 05. August
camp18
Nach dem Theaterworkshop für Jugendliche im September 2017 in der oase war allen Beteiligten eines klar: Diese intensive Theatererfahrung musste in größerem Rahmen wiederholt werden. Deshalb wurde in der letzten rheinland-pfälzischen Ferienwoche ein fünftägiges Jugend-Theatercamp in Kooperation mit dem Landesverband deutscher Amateurtheater in der oase umgesetzt. Ziel war es, auf Grundlage einer Improvisation, die beim Workshop 2017 entstanden war, ein eigenes Stück zu erarbeiten, dieses zu proben und am letzten Tag des Camps aufzuführen.
So trafen am 01. August die Teilnehmer im Alter von 12 – 18 Jahren nach und nach in der oase ein. Was zunächst verhalten begann, sollten intensive Tage mit ganz viel Spaß und Theaterarbeit werden.
Denn unter dem Titel „Grenzgänger“ machten die Jugendlichen sich darüber Gedanken, wie es ist, aus seinem Alltag entrissen zu werden und an der Grenze der Existenz zu leben.
Unter der professionellen Anleitung Daniela Burkhardts gingen die Teilnehmer an ihre eigenen Grenzen - mental, wie auch körperlich.
Neben den grundlegenden Techniken des Schauspiels, wie Stimmtraining oder Präsenzübungen war ein essentieller Bestandteil im Prozess der Entstehung des eigenen Stückes die Improvisation. Die in dieser Zeit entstandenen, spontanen Ideen, die neben dem Charakterbogen vor allem auch durch reale Emotionen zum Leben erweckt wurden, brachten die Teilnehmer im Nachgang zu Papier und erstellten so Stück für Stück ihre eigene Geschichte sowie ihre eigenen Figuren, die sie dem Publikum darbieten wollten.
Dabei ging es von ganz banalen, alltäglichen Dingen, die plötzlich fehlten, vor allem um Verfolgung und Flucht, die damit verbundenen Nöte und Ängste sowie die Zweifel, die die jungen Charaktere erfuhren. Das alles aus der Perspektive Jugendlicher, die eigentlich noch ihr ganzes Leben vor sich haben, machte die Situation noch intensiver.
In der Zeit des Camps lernten die Spieler ihren eigenen Körper besser kennen und stellten Dinge dar, die sie vorher so nicht von sich erwartet hätten. Denn durch das Essenz-Training gewann ihr Auftritt an Tiefe und Authentizität. Bei all der nahe gehenden und emotionalen Arbeit war es deshalb umso wichtiger, immer wieder Pausen einzulegen.
Somit lernten die Teilnehmer sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch in den Pausen immer besser kennen. Denn beim Bestreiten des Alltags wurde gemeinsam gekocht, gespielt und musiziert. Auch die morgendlichen Yoga-Übungen halfen den Jugendlichen, an der frischen Luft und barfuß auf der Wiese mit neuer Kraft in den Tag zu starten.
Der wachsende Zusammenhalt war später bei der Bühnenarbeit ein wichtiger Bestandteil und half den Spielern, auch die emotionalen Bindungen der Figuren echter wirken zu lassen.
So entwickelte sich in den fünf Tagen ein Stück über gefangene Jugendliche in einer Todeszelle. Aus verschiedenen Gründen eingesperrt, ob wegen ihrer Herkunft, politischen Orientierung, Sexualität oder einfach aus Verdacht, das vorangegangene Attentat verübt zu haben, verband sie nun alle dasselbe Schicksal.
Dabei kamen Fragen auf, wie: „Verrate ich diejenigen, die genauso denken wie ich, damit meine Familie in Sicherheit ist?“ „Wie wird es weitergehen, wenn ich standhaft bleibe?“ „Möchte ich überhaupt in die Gesellschaft zurück, der ich entrissen wurde?“
Fragen über das Leben, die Liebe, die Freiheit und die Zukunft mit Gedanken über Sehnsüchte, Hoffnung und verlorene Träume.
Dabei fand beim Publikum, aber natürlich vor allem bei den Spielern eine Sensibilisierung statt. Man weitete den Blick, fand eine andere Sichtweise auf die Problematik verfolgter Menschen und bekam nur ansatzweise einen Eindruck, wie die Realität für so Viele tagtäglich aussieht.
Eins ist sicher, diese Woche hat keinen unberührt gelassen – weder im Publikum, noch auf der Bühne - und von den Erfahrungen werden vor allem die Teilnehmer noch lange zehren.
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