21. Mai 2018
Bühnenbau zum Gauklermärchen -
Ein Interview mit Ulla Scheugenpflug
oase: Hallo Ulla, Du hast in der Oase das Bühnenbild zum aktuellen Stück, das Gauklermärchen, entworfen. Wie bist Du dabei vorgegangen?
Ulla: Tatsächlich habe ich die zweifelhafte Angewohnheit, mir bei jedem gesprochenen Wort ein Bild im Kopf zu haben. Das ist mal sehr von Vorteil, aber häufig, gerade im Alltag, eine große Anstrengung, die den Kopf zuweilen sehr auslastet. Als ich in der Vollversammlung zur Auswahl des neuen Stückes (Gauklermärchen) von Rita den Abriss zur Szenerie und der Geschichte hörte, formierte ich bereits ein recht nahes Bild in meinem Kopf, das der jetzigen Kulisse nicht unähnlich ist. Im Verlauf der Treffen mit Rita und der Beschäftigung mit dem Stück wandelte ich das real-abstrakte Bild in ein übertragbares Bühnenbild. Elementar war hierbei der Austausch mit der Regie und der Verwertung der vorhandenen Mittel. Dies ist das Resultat.
oase: Das Bühnenbild hat ja durchaus auch düstere Elemente und zeigt keineswegs eine heile "Märchenwelt".
Ulla: In der Tat. Woher diese Bildstimmung rührt, erzählt das Märchen selbst doch recht gut. Denn auch wenn die erzählte Märchenwelt auf den Zuschauer bunter wirkt, so ist die Bannung an das Industriesetting doch ständig gegeben. Um dies dem Zuschauer bewusst zu halten, ist die Industriesilhouette das ganze Stück über als Rahmen wahrnehmbar.
oase: Du interessierst Dich ja dafür eine Ausbildung zur Bühnenmalerin zu machen. Was reizt Dich an dem Beruf?
Ulla: Der Beruf des Bühnenmalers hat den Reiz, dass es sich hierbei um einen Beruf handelt, der Kreativität und Handwerk eint. Es ist ein Ausbildungsberuf, der in der Regel von Theatern angeboten wird und jungen Künstlern die Möglichkeit gibt, in einem gesicherten Arbeitsumfeld ihrer Leidenschaft nachzugehen. Der Bühnenbildner hingegen ist ein akademischer Beruf. Er ist in Absprache mit der Regie für die Konzeptionierung und Planung der Kulisse und des Prospekts zuständig. Die eigentliche Umsetzung gibt er dann jedoch an die Bühnenmaler und -ausstatter weiter. Vor diesem Gesichtspunkt habe ich also für das Gauklermärchen in beiden Berufen gearbeitet.
oase: ...und wie sieht es mit Schauspielern aus. Hättest Du keine Lust auch selbst auf der Bühne zu stehen?
Ulla: Meine schauspielerischen Ambitionen beschränken sich tatsächlich auf Bühnen ohne eigentliche Zuschauer. Ich fühle mich eher im live-Rollenspiel zu Hause. Dort ist es so, dass man in einer selbst erdachten Rolle aufgeht. Die bringt man in ein Setting ein, in dem mit anderen Mitspielern interagiert wird. Dabei gibt es keine Vorschriften, Drehbücher oder Regieanweisungen. Es handelt sich eher um ein Improvisationsspiel auf Basis von Charaktereigenschaften der eigenen Rolle.
oase: Ulla, wir wünschen Dir viel Glück bei Deinen Bewerbungen und sagen Danke für Deinen tollen Einsatz in der oase!
Ulla: Vielen Dank dafür.